Cascades Franche Compté

31.03.2021

Schlappe 27° am letzten Tag im März, wieder zu Hause. Vor drei Tagen noch waren es nachts minus 6° und das Wasser im Hundenapf war gefroren. Tagsüber konnten wir bei angenehmen 17° wandern. Das war am letzten Märzwochenende in der französischen Jura (in der Nähe um Besançon). Wir besuchten atemberaubende Wasserfälle. Im Vordergrund stand, mal drei Tage komplett autark mit dem neuen Cap Land unterwegs zu sein. Aber da darf man ja auch schöne Ziele aufsuchen.

Also beschreiben wir hier unsere ersten Erfahrungen damit, losgelöst von Campingplatz (die sowieso alle derzeit geschlossen sind) und Stellplatz auf uns allein gestellt zu sein. An sich nichts neues, weil wir durchaus schon mal eine Nacht unterwegs "geparkt" haben. Das ist aber schon etwas anderes, denn Wasserversorgung, Verpflegung und Hygiene wollen ja auch über mehrere Tage und Nächte sichergestellt sein.

Wir wählen als Ziel die Franche Compté, eine wunderschöne bergige Landschaft in der französischen Jura gelegen. Genf und Lausanne in der Schweiz sind nicht mehr weit weg. Markenzeichen sind bäuerliche Landwirtschaft und Milchwirtschaft. Insgesamt alles also sehr ländlich.
Wir kommen an die Doubs, dem kleinen, aber langen Fluss, der sich beständig durch die gesamte Region schlängelt. Wir machen in der Nähe von Fleury einen kleinen Spaziergang von knapp drei Kilometern und stellen fest, dass man sich dort gut hinstellen könnte für die Nacht. Nach einigem Hin und Her entschließen wir uns aber dazu, ins wenige Kilometer entfernte Valoreille zu fahren, weil: die Zufahrt bzw. das Wiederrausfahren am nächsten Tag könnte wegen einer starken Steigung auf getrockneter Erde und Gras zum Problem werden, sollte es vielleicht in der Nacht regnen, diskutieren wir. Dann doch Camping auf dem Bauernhof in Valoreille. Das klären wir durch einen Anruf. D.h., ein geschlossener Campingplatz in einem Kuhkaff mit vielleicht 30 Einwohnern. Zwei Chalets, ein gut ausgestatteter großer Gemeinschaftsraum und viele viele Weiden und Wiesen. Und sonst nichts und niemand, außer ein paar Pferde und viele Kühe im offenen Kuhstall. Der Bauer sagt, alles ist geschlossen, kein Wasser, die sanitäre Anlage geschlossen. Aber wenn wir völlig autark seien, können wir uns da einfach hinstellen. Gesagt, getan!

So stehen wir wenig später auf 800 Meter Höhe in der echten Abgeschiedenheit. Kein Motorengeräusch oder Ähnliches, was an urbanes Leben erinnert. Aber Vögel, die wir bei uns eher nicht sehen oder hören. Unter anderem Melane und Adler. Beeindruckend!
Wir essen Abendbrot. Es gibt Cîche und Salat. Dazu ein Bier - oder war es Wein 🤔? Wir hören ansonsten tatsächlich Stille. Auch das haben wir selten.
Am nächsten Morgen gehen wir eine erste kurze Runde mit Hundi, dann gibt es bei knackiger Frische um vielleicht 3° Frühstück, die Heizung surrt, der Kaffee schmeckt und die Eier, Butter, Brot & Co ebenfalls. Der Himmel ist blau und die Sonne scheint. Wir sind weiterhin allein auf weiter Flur.

Dann wird es ernst. Die Morgentoilette. Duschen/waschen, Zähne putzen. Alles geht. Einfach und unkompliziert. Der Ford Transit Custom Cap Land hat einen Boiler, der auf Gasbasis zehn Liter erhitzt. Voreinstellbar auf 50° oder 70°. Wir wählen 50°, was sich als völlig ausreichend herausstellen soll. Das Gesamtreservoir für Wasser beträgt 50 Liter. Bei sehr zurückhaltender Nutzung, schätzen wir, sollten wir drei, vielleicht vier Tage auskommen. Trinkwasser haben wir zusätzlich in Flaschen im Schrank.
Das Fahrzeug hat sogar eine im Alltagsbetrieb abgedeckte Duschwanne im Heck integriert. Man ahnt schon, dass das nix wird, wollte man im Fahrzeugheck duschen. Darum versuchen wir es nicht mal. Das ist echt ein Witz und komplette überflüssig. Zum einen, weil es arg eng ist. Inakzeptabel. Zum anderen, weil nicht mal das Anklipsen eines provisorischen Duschvorhangs vorgesehen oder sonstwie möglich ist. Wer so duschen wollte, würde das Fahrzeug unter Wasser setzen.
Wir klappen die Heckklappe auf, klipsen das mitgelieferte Heckzelt unter derselben fest (praktisch und geht fix!) und dann wird geduscht. Der erste Strahl ist sauheiß, ansonsten ist Wassertemperatur und-druck völlig in Ordnung. Duschen geht, auch, wenn wetterbedingt draußen die Temperaturen gerade winterhaft sind. Sehr zufriedenstellend 👍
(Ein Klick aufs Bild macht's größer)


Die Nutzung der Toilette ist schnell erzählt. Ebenfalls gut, wenn man mal die erste Scham überwunden hat. Weil es doch ungewohnt ist, ein stilles Örtchen im Camper zu haben. Aber es geht schnell und gut 👍

Dann machen wir bei wirklich kalten Temperaturen, aber schönem Sonnenschein einen ausgedehnten Spaziergang. Dabei entscheiden wir uns, weiterzufahren. Die Route des Cascades wollte meine Frau schon immer gemacht haben.

Die französische Jura und die Region Franche Compté ist empfehlenswert. Wir fühlen uns da immer wohl. Eine Voraussetzung ist wohl, dass man auch ländliche Regionen und Ruhe mag. Davon hat man dort reichlich. (Aber im Vordergrund dieser Tour ist ja der Ford Cap Land. Ein andermal vielleicht mal mehr zur Region.)
Als Fazit für den ersten mehrtägigen autarken Einsatz können sagen, dass der Cap Land in Ordnung geht und ganz klar eine Verbesserung ist im Sinne einer Erweiterung durch mehr Autonomie, aber auch spürbar mehr Komfort bietet, als der in die Jahre gekommene VW T5 aus 2006. Obwohl beide Fahrzeuge die gleichen Grundmaße aufweisen, merkt man die technische Weiterentwicklung. Die Standheizung (bei beiden Fahrzeugen von Webasto) ist im Ford deutlich ausgeklügelter und sorgt dementsprechend für eine angenehmere Luftverteilung. Das Aufstelldach tut natürlich sein Übriges. Auch wenn man den gewonnenen Raum in der Höhe nicht zum Schlafen nutzt, bringt es ein Mehr an Raumgefühl und man kann richtig stehen. Echter Komfortgewinn! Dusche, Küchenzeile und natürlich auch die Toilette sind - so flexibel wir auch heute noch sind - schlau angeordnet und sehr alltagstauglich. Fahrtechnisch empfinden wir den Ford auch deutlich laufruhiger und ist, wie bereits erwähnt: technisch liegen einige Jahre dazwischen.
Einen tieferen Einblick hatten wir vor der Fahrt nach Übernahme des Fahrzeugs gewonnen. Wenn die Sitzebene unten auch komplett umgeklappt ist, passt es nicht so genau mit der Tieferlegung/Integration des Tisches zur Liegefläche und dem seitlichen Ausziehen der Verbreiterung, damit dort zwei Personen Platz finden. Die Kanten des Tisches passen nicht sauber in die Vorrichtung. Ergebnis: der Tisch hat an zwei Stellen an den Kanten unschöne Dellen.
Überhaupt fällt im Vergleich zum Ford Nugget (Westfalia-Ausbau) auf, dass gerade dort die Details im Gegensatz zum französischen Cap Land sauber eingearbeitet sind. Das wissen wir aus Erfahrung und unmittelbaren Vergleichen. Aber was solls!? Die Entscheidung ist gelaufen und in den wesentlichen Dingen passt es letztendlich. Obwohl meine bessere Hälfte ....

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