Praxistest am Altmühlsee

19.08.2019

Nachdem sich in meiner Planung ein Termin zerschlagen hatte, kristallisierte sich kurzfristig heraus, daß ich dann doch noch einige Tage wegfahren kann. Planungsphase knapp, dadurch Zeit knapp (wie immer viel zu tun, vor allem, wenn's spontan wird), habe ich diesen Kurztrip nach genau diesen beiden Kriterien gestaltet.

Ziel: mit Hund, aber ohne (Vor- bzw. Heck)Zelt im "Minicamper" schlafen. Klappt das überhaupt? Und wenn ja - wie wird das werden? Kann das was werden zu akzeptablen Bedingungen?
Und natürlich: die Region um den Altmühlsee erkunden. Es muß keine ausgesprochene "Altmühltalradtour" werden. Denn die möchte ich gern etwas planvoller & mit Frau und Hund gemeinsam entdecken.

Im Vordergrund steht also der Praxistest, und das in einer schönen Region. Gut, das hätte ich auch bei uns im Garten machen können. Aber wäre es dann ein wirklicher Praxistest?

Das Wetter sollte zumindest weitgehend regenfrei sein. Nach der wieder erbärmlich heißen Hitzeperiode im Juli sollte es diese Woche hier & da einige Tage regnen und unbeständig sein. Trotz anderslautender Wetter"vorhersagen" ist es sommerlich schön, um die 22°. Goldrichtig!
Erste Nacht "wild" campen u. gleichzeitig mit Hund in meinem Tourneo bzw. Minicamper.
Donnerstag gegen 14:00. Es geht los. Der Gedanke, nicht auf irgendeinem Campingplatz bis zu einer bestimmten Zeit ankommen zu müssen, wirkte beruhigend.

Nach einer entspannten Fahrt um die 300 Km waren wir hinter Heilbronn gelandet. Schöne Gegend hier, denke ich. Hier muss ich nochmal herkommen und die Region erschließen.
Nach kurzer Ausschau machte ich einen Platz relativ weit im Wald aus, den wir in Beschlag nahmen. Vom recht steilen Waldweg abgehend, stellte ich meinen Tourneo rechts in eine von Baumfällarbeiten entstandene kleine Schneise. Die war kaum größer als eine gute Parklücke. Man konnte selbst bei genauem Hingucken nichts sehen von einem parkenden Auto mitten im Wald. Nachteil: der GTC stand schräg zu einer Seite abfallend. Wirkliche Korrektur zwecklos. Andererseits erschien mir der Platz "für das erste Mal" optimal.
Also, da wollte ich nicht meckern ...

Hund wollte nach allen "baulichen" Vorbereitungen nicht unter das ausgeklappte Bett der Ququq-Box. Er zog es vor, draußen zu bleiben. Also ließ ich die rechte Schiebetür geöffnet und lauschte dem erstaunlich lauten wie aktiven Nachtleben, ein wahres Spektakel.
Ich hingegen döste so allmählich bei dem Gedanken ein, was wohl sein würde, wenn plötzlich eine große Wildsau ihren Kopf ins Auto stecken würde. Kein so behaglicher Gedanke. Zum Glück regnete es in der Nacht heftig, Nessi kam von selbst ins trockene Plätzchen, ich wurde dadurch wach und realisierte, was los war. Dann zog ich die Tür zu und wir schliefen in spürbarer Schräglage weiter.

Der zweite Tag

Frühstück morgens um 5:30
Frühstück morgens um 5:30

Gegen 5:00 stand ich auf. Die Nacht war schlafmäßig soweit ok. Zumindest dafür, dass ich mit dem Wagen eine einseitige Schräglage hatte. Um halb sechs gab es den ersten Kaffee und Hundi sein Fressen. Langsam dämmerte es auch und es brach ein sonnenreicher Morgen heran.

Ein gutes Frühstück, eine vollständige Morgenwäsche mittels eines meiner 10 Liter Wasserkanister, fast einer Dusche gleich, und ein kurzes Zusammenpacken später und dem obligatorischen Spaziergang mit Hund am Morgen, brachen wir auf. Die restlichen 100 Km Richtung Gunzenhausen am Altmühlsee, unser Ziel, war eine entspannte kurze Weiterreise.

Das war nun also unsere erste Nacht "parken im Wald", denke ich so während der Weiterfahrt. Oder war das etwa "wildes" Campen? - Nein. Ich habe spät am Abend keine Übernachtungsmöglichkeit gefunden. Und zur Wiederherstellung meiner Fahrtüchtigkeit habe ich eine Ruhepause eingelegt. Mehr nicht. Das Gleiche hätte ich gemacht, wenn ich einen Parkplatz gefunden hätte.

Morgens bei Heilbron
Morgens bei Heilbron

Nach dem frühmorgendlichen Frühstück und eine kleine Runde durch den Wald mit Hund ging es weiter und der Morgen begrüßte uns mit strahlendem Sonnenschein, als wir aus dem Wald fuhren.

Hatte ich mir vorgenommen, am Altmühlsee in der Nähe von Gunzenhausen einen Campingplatz anzulaufen, wurde die vorverlegte Entscheidung sehr kurzfristig vor dem Ziel revidiert. Denn ca. 9 Km vor Gunzenhausen sah ich ein Campingplatzschild, vielmehr einen ausgewiesenen Wohnmobilstellplatz.

Naturbadesee bei Merkendorf
Naturbadesee bei Merkendorf

Diesem folgte ich aus einem spontanen Impuls heraus, und siehe da: Ein Park- und Stellplatz direkt am schön gelegenen kleinen Badesee mit kleiner Gastronomie und sanitären Anlagen. Spontan entschied ich mich, hierzubleiben. Kostenpunkt für Pkw 5 € und für Wohnmobile 7 €. Bei dem Gedanken an die Preise beim ursprünglich anvisierten Campingplatz (allein 3 € für einen Hund/Tag!) fiel mir die Entscheidung nicht schwer. (Hier geht es weniger ums Geld, als vielmehr um empfundene Dreistigkeit; aber das Thema nehme ich mir mal an anderer Stelle vor.)

Noch leichter fiel diese, als mir klar wurde, nicht das ganze Animationsgedöns mitzubezahlen, die Masse an Leuten mit Kindern etc. ertragen zu müssen und dergleichen. (Wie sich später am Tag noch zeigen sollte, bewahrheitete sich die Vorausahnung echten Massentourismus' am Altmühlsee tatsächlich.)
Hier habe ich weitgehend Ruhe vor diesen Belastungen, denn nichts anderes ist das, wenn man eher Ruhe haben möchte.

Stellplatz in Merkendorf
Stellplatz in Merkendorf

So frühstückte ich am Freitag gegen 10:00 Uhr erstmal ausgiebig ein zweites Mal, nachdem ich mich platziert und aufgestellt hatte und eine App geladen hatte ("Parkster"), mit der ich die künftigen drei Übernachtungen buchte. Bezahlt wird per Mail/Rechnung, die einmal zur Monatsmitte verschickt wird; also in meinem Falle Mitte September habe ich an Gebühren 15€ zu zahlen (statt mehr als das Dreifache auf einem "normalen" Campingplatz und 3€/Tag für einen Hund (Kopfschüttel).
Danach schnappte ich Fahrrad, Hänger und Hund und wir radelten zum Altmühlsee und nach Gunzenhausen, was quasi fast am See gelegen ist.
Der See ist eine riesige Vogelschutz- und Freizeitanlage geworden, was einen hohen Freizeitwert draußen für diverse Leute darstellt. Entsprechend stark frequentiert war es dort bereits am Freitag. Ich fuhr den knappen Weg nach Gunzenhausen weiter und machte in dem sehr ländlich geprägten Ort.

Entspannte Tagestour mit Fahrrad
Entspannte Tagestour mit Fahrrad

Irgendwann ein, zwei Stunden später ging's zurück, eine nette Rundtour. Durch meine nicht so prall verbrachte Nacht saß mir den ganzen Tag über eine Müdigkeit im Nacken, die mich veranlasste, relativ früh (gg. 21:00 Uhr ist Bett zu gehen. Allerdings bin ich mit Hund noch die eineinhalb Km in den Ort Merkendorf gegangen. Dort, hab ich mir vom Stellplatznachbarn sagen lassen, soll ein Metzger sein mit eigener Gastronomie. Also gab es dort Leberkäs mit (Pommes und tatsächlich drei große Bier, die ich mir reinsemmelte (trotz meiner ansonsten zur Zeit selbst auferlegten Alkoholabstinenz. Alles gut.)

Wieder zurück am Platz, las ich noch ein wenig und beobachtete Nestor. Er hat's relativ gut mitgemacht, unterhalb der ausgeklappten Bettvorrichtung zu schlafen. Problem war bei der ganzen Tour noch das Provisorium der Halterung, die aus zwei Tranportzurrbändern bestand, die statt der Aufstellfüße auf die umgeklappten Rückenlehnen gestützt sind. Die Rücksitze habe ich ja vor der Tour für längerfristig komplett ausgebaut, um mehr Höhe zwischen Boden und Bett zu bekommen.

Blöderweise waren die Klappbeine nicht ganz einklappbar wegen der Befestigung der Transportzurrbänder. An deren Aufnahme habe ich nämlich die Zurrbänder befestigen müssen. Die Folge: an diesen halb geschlossenen Klappbeinen störte sich Nestor zurecht, der sich des Nachts mehrmals umdrehte, aufstand und sich neue Positionen suchte. Dieser Umstand hat uns die ganzen Nächte auf dieser ersten quasi-Autark-Tour begleitet.

Dennoch schlief ich diese Nacht besser und bin mit Tag bzw. Nacht zwei dieser Testtour zufrieden. Oder lag's am Essen? Oder gar am Bier 🤔

Nachfolgend Impressionen um Merkendorf und Gunzenhausen vom ersten Tag.


Der dritte Tag

Samstag fuhren wir nach einem guten Frühstück nach Ansbach, einem beschaulichen fränkischen Städtchen, nördlich von uns gelegen. Es war recht schnell bewölkt und tröpfelte hier und dort auf dem Weg. Ein richtiger Schauer blieb jedoch aus. Die Hin- und Rücktour war zu 2/3 entlang der B13. Einfach nicht schön. Aber angesichts vermuteter eher hügeligerer Alternativen blieb ich dabei. Wenn ich schon einen Zentner Hängerlast habe, dann lieber den Ball flach halten oder besser: die Strecke flach halten.

Ansbach hat einen schönen Stadtkern. Ich schlenderte bestimmt dreimal durch die relativ große Fußgängerzone, Ausschau haltend nach einer netten Gastronomie. Und ich wurde fündig. Selten habe ich ein so guten Burrito gegessen, hergestellt aus heimischen Produkten: frisch und wirklich sehr lecker! Auch und gerade der Salat.
Der obligatorische Cappuccino und manchmal auch ein Eis, so wie heute, anschließend in einem Eiscafé, waren dafür enttäuschend.
Auf dem Rückweg hatte ich einen Teich entdeckt, wo ich mit meinem Hund ein bißchen spielte und er einige Male ins Wasser sprang und einige Runden  schwamm und brav seinen Ball apportierte.
Wieder zurück am Stützpunkt in Merkendorf angekommen, gab es Brotzeit. Gestern haben wir mit Fahrrad-Hänger-Gespann 40 Km zurückgelegt. Heute sind es 41 Km gewesen.


Aufbruch zur Tagestour Richtung Altmühltal
Aufbruch zur Tagestour Richtung Altmühltal

Der vierte Tag

Sonntag war ursprünglich angedacht, zurückzufahren. Aber es sollte laut Wettervorhersage etwa 30° heiß und reichlich sonnig werden. Also entschloß ich mich, heute die Tour über Gunzenhausen weiter Richtung Altmühltal zu fahren. Wohlwissend, dass etwa 25 Km hinter Gunzenhausen wieder die Kehrtwende zurück eingelegt werden muss.

Wir radelten bei stechender Sonne und wolkenlosem Himmel und meistens leider schattenlos bis Wettelsheim. Dort kehrte ich in einem netten Gasthof ein und aß im schattigen Biergarten einen schönen Klassiker: Kartoffelknödel, Blaukraut und nein: keinen Rinderbraten, sondern einen Schafbraten. Lecker! Eine echte Empfehlung! Dazu ein alkoholfreies Weizen, danach ein großes "echtes" Bier. Ich hab's so weggezimmert, weil ich auf der Tour wieder reichlich geschwitzt hatte.

Wetterumschwung
Wetterumschwung

Anschließend machten wir an der Altmühl in einem schattigen Plätzchen eine gute Stunde Pause, um dann die Rückfahrt anzutreten. Gegen 17:40 waren wir in Gunzenhausen. Noch immer oder schon wieder durchnässt vom Schweiß, genehmigte ich mir ein großes kühles Getränk, Nestor wurde natürlich auch versorgt, dann radelten wir die restlichen etwa 12 Km zurück.

Mehr zufällig bekam ich eine Unwetterwarnung mit. Die Himmel sah gar nicht danach aus. Wie auch immer. Immer noch wolkenfreier Himmel und stechende Hitze. Etwa 800 Meter vor dem Zielort hagelte es, danach Regen und starker Wind. Ich flitzte in die Araltanke, holte gut gekühltes Wasser, wartete den heftigen Regen zusammen mit dem Hund ab, dem dieser gar nicht gefiel und fuhren dann, diesmal völlig durchnässt vom kurzen, aber knackigen Niederschlag, zu unserem Platz.

Abreise: die großen häßlichen Reisemobile sind schon weg
Abreise: die großen häßlichen Reisemobile sind schon weg

Nach Versorgung des Hundes, Reinhüpfen in  die Badehose und in den See (herrlich!) und unter die Dusche, war ich fast wie neugeboren. Jetzt gab es Brotzeit, Bier und gut war's. Durch den mehr oder weniger schauerartigen Regen konnte ich die Fenster kaum genug geöffnet lassen. Ich ließ die Türen leicht geöffnet, es regnete nur unwesentlich rein. Aber die Belüftung war notwendig, weil der Hund so sehr hechelte. Irgendwann beruhigte er sich, aber durch mein ständiges Schauen nach dem Hund und der geöffneten Türen blieb meine Nacht eher unruhig.

Entsprechend gerädert fühlte ich mich am nächsten Tag unserer Abreise. Wir düsten am Vormittag ab. Ab etwa halb sieben regnete es nicht mehr. Ein Segen, denn so konnte ich alles in Ruhe organisieren, packen und in Ruhe draußen frühstücken.


Impressionen um Ansbach


Fazit

Es geht! Ich kann mit meinem GTC tatsächlich als Minicamper auch auf Stellplätze, wo zumindest Toilette/Dusche vorhanden sind. Das ist eine der wichtigsten Erkenntnisse, denn in der Regel sind die Stellplätze den großen ungetümen und weniger schön anzusehenden Reisemobilen vorbehalten. Diese bringen ja per se schon ihr Bad und Toilette mit und wären im Zweifelsfall nicht auf sanitäre Anlagen angewiesen. 
Für meine Unternehmung ins Unterfränkische hatte ich Glück, denn meine vier Tage Stellplatzaufenthalt war ja gar nicht geplant gewesen. Mir war es nur möglich durch die Anbindung an den Naturbadesee mit seinen Duschen und Toiletten.

Toilette und Bad bedeuten Unabhängigkeit

Gedanklich arbeite ich schon daran, wie ich diesen letzten Rest Unabhängigkeit auch noch organisieren und technisch umsetzen kann. Denn eins habe ich auch auf dieser Tour gelernt: ein Campingplatz muss es längst nicht sein, um weitgehend unabhängig, aber angemessen mobil reisen zu können. Und man muss ebensowenig zwingend eins dieser großen, behäbigen Reisemobile besitzen. Ich bin neugierig, welche Lösung ich hierfür finde.

Schlafplatz für den Hund

Da habe ich bereits Gurtschlaufen bei "Ququq" bestellt, um sie anstelle der provisorisch genutzten Transportzurrbänder einzusetzen.
Die Zurrbänder hingen links und rechts runter. Nicht weiter schlimm, aber Hundi fand's nicht so toll.

Im Ergebnis stelle ich fest, dass es tatsächlich funktioniert hat. Ich kann mit meinem mittelgroßen Hund in meinem Hochdachkombi "parken". D.h. alle Türen geschlossen, kein Seiten- oder Heckzelt drangebaut und übernachten stellt kein Problem dar. Meine innere Unruhe war zwar da, deswegen schlief ich auf dieser Testtour keine Nacht völlig durch, das lag aber an der neuen Situation und bei dem Gedanken, dass (nicht nur) der Hund vielleicht unzureichend Sauerstoff bekommt und dementsprechend wenig Luftaustausch während der Nacht im Fahrzeug stattfindet. Das geht mir selbst ja schon so. Gerade in lauen Sommernächten, am besten, wenn's noch drückend und schwül ist.

Ein weiterer Punkt: Elektrik.

Kabel von der Starterbatterie aus dem Motorraum in das Fahrzeug verlegen. Eine zweite etwa 100 AH-starke Batterie besorgen, mit Laderegler, Spannungswandler und ggf. 2 x 12V-Steckdosen und einer 240 V-Steckdose in einer Kiste linksseitig an der Ququq-Box fest am Boden des Fahrzeugs installieren (also eine Bodenplatte als Grundlage runterschrauben).
An Energie habe ich für die drei Tage keine zwei KW verbraucht, die Kühlbox (Kompressorkühlbox mit 14 L. Fassungsvermögen) lief fast permanent und den Fahrrad-Akku habe ich zweimal vollgeladen. Smartphone und iPad ebenfalls. Klasse. Das ist definitiv wenig!
Dieser Punkt fiel auf der Tour zwar nicht ins Gewicht. Aber um zB. mal für einige Tage unabhängig unterwegs sein zu können, auch im Herbst oder Winter, werde ich mich dieses Themas noch mal genauer annehmen. Mehr dazu später mal unter dieser Rubrik.

Daumen hoch für diese Erfahrung 👍


Munter bleiben
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